WILLKOMMEN IM
Die ersten 25 Jahre 1949 - 1974
von Hermann Pulver
Am 12. November 1974 wird es 25 Jahre her sein, seit der Turnverein Lorraine-Breitenrain sein Eigenheim notariell verschrieben hat.
Die heutige Vereinsleitung und die Ski- und Ferienheim-kommission sind der Auffassung, dass diese Tatsache in einem Bericht festgehalten
werden sollte, und dass ein kleines vereinsinternes Jubiläumsfestchen sicher am Platze ist. Ich wurde deshalb beauftragt, mir die letzten
25 Jahre durch den Kopf gehen zu lassen und nachzu-denken, was für die spätere Zukunft festgehalten werden kann oder auch anders
gesagt, welche Erinnerungen für die vielen Vereinsmitglieder, die unser Haus bearbeiteten oder auch bewohnten, aufgefrischt werden können.
Nun ich sagte zu und schon beginnen die Schwierigkeiten. Wie lang soll diese Jubiläums-schrift werden, wie soll sie gestaltet
werden, wo finde ich die Unterlagen, reicht die Zeit aus, werden alle wichtigen Punkte erfasst, wird sie überhaupt gelesen und
viele andere Fragen tauchten in den Hirnzellen auf. Zum Glück sind die Protokolle der Ski- und Ferienheim-kommission
praktisch lückenlos vorhanden und ich beginne mit:
Dürrentannen und Holzach-Hütten
Der im Jahre 1891 gegründete Turnverein Lorraine-Breitenrain hat sich hauptsächlich in den 20er und 30er Jahren zu einem Grossverein
der Stadt Bern entwickelt, dessen Aktiven an den Turnfesten prächtige Erfolge im Sektions- und Einzelturnen nach Hause brachten. Genau
die gleichen Aktiven wollten auch im Winter sportliche Leistungen erbringen. Das Skilaufen und Skifahren kamen je länger je mehr auf.
In der Folge gründete der Verein eine Berg- und Skiriege. Um das Jahr 1930 herum hat diese Riege ihre erste Hütte gemietet. Es war die
„Dürrentannenhütte“ ob Riffenmatt. Die damaligen Skifahrer, die den freien Samstag-nachmittag noch nicht kannten, fuhren am Abend mit
dem „GBS-Schnegg“ nach Schwarzenburg ,um von dort aus einen mehrstündigen Marsch in Angriff zu nehmen. Das Restaurant Löwen in
Riffenmatt war so richtig gelegen um einen Stundenhalt einzuschalten, der beim Weitermarschieren oftmals seine Tücken nach sich zog.
Es sollen in der „Dürrentanne“ frohe Hüttenabende verbracht worden sein. In der jahrelang eisern zusam-menhaltenden Gruppe „Asphalt“
des TVLB waren vorwiegend die Mitglieder der Berg- und Skiriege vertreten. Die Hüttenbesucher nahmen zu, das Bauernhaus mit den
Petrollampen wurde zu klein. Dazu kam auch noch, dass die Technik des Skifahrens sich etwas vom „Telemark- und Tiefschneefahren“
abwandte. Anspruchsvolleres Gelände für neue Tech-niken war gefragt. Es galt daher auch nach einem neuen Mietobjekt Ausschau zu halten.
Das Berner-Oberland wurde von den Stadtbernern zum immer beliebteren Sommer- und Winterferienziel, und so kam es, dass in der
Nähe der Elsigen- und Metschalp bei Frutigen Fühler für eine Unterkunft ausgestreckt wurden. Nach einigen Bemühungen konnte im Holzach
ein gut ausgebautes Weidgemach zu günstigen Preisen gemietet werden, das von ca. 1938 – 1949 einen regen Besuch seitens der Mitglieder
aufwies. Wenn früher nur Turner die Hütte als Unterkunft benutzten, waren es mehr und mehr ganze Familien, die ihre Ferien im Holzach
verbrachten. Während des 2. Weltkrieges konnten unsere Matratzen auch an Ar-beiter vermietet werden, die aus der vorgelagerten Ebene
Torfmull für Heizzwecke aus-stachen.
Hauptsächlich die Frauen und Töchter, die sich mehr und mehr für das Skifahren im prächti-gen Gelände des Elsighorn interessierten,
mag die Unterkunft in dem vom Senn benutzten Hause nicht immer sehr angenehm gewesen sein. „Stallgeschmack“ war nicht für jede
Nase Parfum. Da auch kleinere Differenzen mit dem Vermieter der Liegenschaft auftraten, wurde die Idee des eigenen Hauses spruchreif.
Am 7. Dezember 1948 teilte die Berg- und Skiriege dem Vorstand des Turnvereins mit, dass sie sich mit dem Gedanken befasse, ein eigenes
Skiheim zu erwerben. Zu Handen der Hauptversammlung 1949 wurden verschiedene Fragen aufgeworfen. Diese beschloss nach flotter
Aussprache einstimmig, dass die Berg- und Skiriege Kaufverhandlungen aufnehmen könne, dass der Turnverein als Eigentümer im
Grundbuch einzutragen sei, dass die Finanzie-rung durch Ausgabe von Anteilscheinen zu erfolgen habe, und dass der Hauptverein selbst
keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen könne. Die Abklärung aller Fragen wurden einer Kommission übertragen, der unter dem Vorsitz
von Ehrenmitglied Josef Steiner folgende Mitglieder angehörten: Studer Albert, Sernatinger Robert, Hegi Willi, Tanner Emil, Flückiger Alfred,
Eichenberger Hans, Guggisberg Eduard, Thüler Werner, Kammermann Alfred und der damalige Vereinspräsident Pulver Hermann. Es waren
zum grossen Teil Ehrenmitglieder des Vereins, die sich zur Verfügung stellten. Diese weitsichtige und bis zum heutigen Tag richtige
Entscheidung verdient immer noch eine grosse Wertschätzung für alle damals Beteiligten.
Kauf des Gibelis
Diese Kommission hatte im August 1949 zwei verschiedene Objekte zu besprechen. Die Gemeinde Frutigen baute in Achseten ein neues
Schulhaus. Das bisherige Objekt im Elsigbach wurde zum Verkauf ausgeschrieben. Der vom Gemeinderat festgesetzte Kaufpreis für dieses
Haus in Schattenlage ohne Umschwung war zu teuer.
Das zweite Objekt war ein zwischen Holzach und Elsigbach gelegenes Bauernhaus mit ca. 25 Aren Umschwung, das uns zum Preis von
Fr. 25'000. -- offeriert wurde. Ein Kommissions-Ausschuss besichtigte auch dieses Objekt an Ort und Stelle. Dem windgeschützten, sonnigen
und etwas von der alten Adelboden-Strasse entfernt gelegenen Haus wurde der Vorzug gegeben. Nun ging’s los!
Am 11. November 1949 übernahm Fürsprecher Eduard Guggisberg die von der Gewerbe-kasse Bern (Fr. 15'000.-) und von Malermeister
Hans Kappeler ( Fr. 10'000.-) geliehenen Gelder. Die Verschreibung der Liegenschaft fand am 12. November 1949 im Büro von Notar
Germann in Frutigen statt. Am 18. November 1949 wurde die Liegenschaft vom Vorbesitzer übernommen und am 26./27. November wurde
vom Holzach ins Gibeli umgezogen. Über die Neujahrstage hatte das Heim trotz Schneemangel seine erste Bewährungsprobe zu be-stehen.
Die Hauptversammlung des Turnvereins vom Januar 1950 sanktionierte schliesslich noch die Arbeiten der Kommission.
Der TVLB ist glücklicher Besitzer einer eigenen Liegenschaft und besonders die Ski- und Ferienheim-Kommission hat seither Freunden und
Leiden eines Grundeigentümers erlebt.
Umbau
Bereits anlässlich des Kaufes war erkennbar, dass das Bauernhaus für unsere Zwecke umge-baut werden muss. Der Wohnanteil auf der
Westseite konnte für 2 Ferienwohnungen ver-wendet werden. Der Umbau des Stalls in einen Aufenthaltsraum und die Heudiele in zwei
Massenlager mussten als sehr anspruchsvolle Projekte eingestuft werden.
Die Kommission trat fast monatlich zusammen, um Umbaupläne, Mobiliaranschaffungen, Sporttotoeingaben, Versicherungsfragen,
Transportprobleme, Anteilscheinaktionen, Baube-willigungen, Arbeitseinsätze von Mitgliedern und vieles mehr zu beschliessen und
anschliessend auch auszuführen.
Dank dem Zuzug von verschiedenen Fachmännern verschiedener Berufe konnten alle Um-bauarbeiten durch Vereinsmitglieder
ausgeführt werden. Über 2000 Stunden wurden geleistet um den gewünschten Komfort des Hauses zu erreichen. Selbstverständlich
arbeitete man auch an Sonntagen. Das Sägen und Hämmern in der stillen Bergwelt stiess bei den Nachbarn nicht gerade auf eitle Freude.
Das Berner Tagblatt widmete dieser Thematik eine besondere Aufmerksamkeit:
„Sonntags-Arbeit. Es würde mich interessieren, was die Sportverbände in Bern dazu sagen würden, wenn eine religiöse Sekte die
Sportanlässe am Sonntag, mit deren Durchführung sehr viel sonntäglicher Arbeit verbunden ist, verbieten wollte, wie eine Sekte schon
seit einiger Zeit im Frutigland, hauptsächlich Elsigbach und Metschalp, den Skiclubs die Arbeiten am Sonntag verbieten will und mehr oder
weniger die Einheimischen und Hüttenbesitzer, bei denen die Klubs Untermieter sind, unter Druck setzen. Diese Arbeiten werden nicht gegen
Entgeld seitens der Mitglieder durchgeführt, sondern im Interesse der Mitglieder selbst. Den Vereinen ist es unmöglich, diese Arbeit im Laufe
der Woche auszuführen, da die meisten in Bern wohnen und ihrem Verdienst nachgehen müssen. Ich lasse diesen Sekten ihren Glauben,
aber man sollte nicht Andersdenkende schikanieren. Meines Wissens besteht kein gesetzliches Verbot, diese Arbeiten am Sonntag
auszuführen; wenn doch, so lasse ich mich gerne anders belehren. FN“ Anderer Ansicht war kurz darauf der Einsender F.P. der u.a. schreibt:“
Wie wäre es, wenn Ihr Klub einmal das Experiment durchführen wollte, das nötige Holz bereits gesägt und verarbeitet bei den dort ansässigen
Bauern zu kaufen? Ich glaube kaum, dass dies teurer zu stehen käme, als die x Billetts kosten würden, und die einheimische Bevölkerung
hätte dazu einen kleinen Nebenerwerb. Auf die Sektierer bin ich selbst äusserst schlecht zu sprechen. Andrerseits kann man die Leute auch
verstehen. Sofern die Arbeiten in weit abgelegenen Gegenden erfolgen, also niemanden als die Beteiligten selbst stört, kann man wohl kaum
etwas dagegen halten. Wenn die Sonntagsruhe jedoch gestört wird, so sollte man es vermeiden. Die Leute dort oben haben ein Anrecht, den
Sonntag als das zu betrachten, was er ursprünglich war, das heisst, als ein Tag der inneren Sammlung, nicht aber ein Tag der lauten
Festlichkeiten aller Art. Die Animosität der „Sektierer“ wird wohl auch z. T. daher kommen, weil sie wissen, was alles in den Hütten
selbst „geleistet wird.“
Kurz vor Beendigung der Umbauarbeiten steht in einem Sitzungsprotokoll: „Von der Gemein-deratskanzlei Frutigen ist ein Brief eingetroffen,
das lärmende Arbeiten am Sonntag nicht ausgeführt werden sollen. Wir nehmen dies zur Kenntnis und werden es bald befolgen“.
Es wäre interessant, in den Gemeindeprotokollen von Frutigen nachzulesen, was damals über die „Berner“ alles erzählt worden ist.
Immerhin können wir feststellen, dass die Ski- und Ferienheimkommission seither in dieser Beziehung keine Schwierigkeiten mehr hatte,
und dass wir im Gibeli mit unseren Nachbarn ein sehr gutes Verhältnis pflegen. Durch den jahrelangen Kontakt zwischen Städter und Bergler
haben sich beide Partner kennen und schätzen gelernt.
Einweihungsfeier
Nach Beendigung der Umbauarbeiten organisierte die Kommission als Dank an die Vereins-mitglieder, die sich aktiv oder finanziell am Werk
beteiligten, am 1. Oktober 1950 eine Einwei-hungsfeier. Die Teilnehmer fuhren mit Cars von Bern über dem Längenberg durchs Stockental
nach Frutigen bzw. Achseten und nahmen von hier aus den Weg unter die Füsse. Der Fahrpreis für Erwachsene betrug Fr. 9.50 und für Suppe,
Kartoffelsalat und Wurst wurden zwei Franken verlangt.
Die Presse berichtete über diese denkwürdige Einweihungsfeier u.a. folgendes:
„ An der von ca. 100 Personen besuchten Feier übergab der Obmann der Baukommission, Josef Steiner, das umgebaute Heim dem Turnverein
zur Benützung. Vereinspräsident Hermann Pulver sprach über Sinn und Zweck des Eigenheims, dankte den vielen Helfern bestens und hofft,
dass das Heim, das sich für Ferien uns Sport dank seiner wunderbaren Lage sehr gut eignet, rege benützt wird. Am Nachmittag hielt Pfarrer
Kupferschmid aus Frutigen eine inhaltsreiche Predigt, die bei den aufmerksamen Zuhörern einen tiefen Eindruck hinterliess. Das von ihm
gewählte Thema „Berge, Sport und Sonntagsruhe“ war ganz auf die Stadtmenschen, die in der Stille Erholung suchen, abgestellt. Das Chörli
des Turnvereins gab der Feier mit schönen Liedervorträgen eine besondere Note. Leider musste die Feier wie auch die Predigt in das innere
verlegt werden, wobei das neue Haus allerdings seine Bewährungsprobe gut bestand, fanden doch alle Personen genügend Platz. Da auch für
das leibliche Wohl gut gesorgt war, kam die Gesellschaft am Abend per Autocars in froher Stimmung nach Bern zurück.“
Das Gibeli war nun bereit, seine Sommer- und Wintergäste aufzunehmen!
Weitere Ausbauten
Die Ski- und Ferienheimkommission war froh, dass ihre ersten Anstrengungen zu einem guten Abschluss führten und konzentrierten sich nun
vorwiegend auf die Werbung von Hütten- und Ferienwohnungsbesuchern und auch auf die wohnliche Gestaltung der Innenräume.
Die Finanzierung der Kosten musste geregelt werden. Der Name des Ferienheimes Gibeli wurde ein Begriff in Basel, Hasle-Rüegsau,
Darmstadt, Niederlenz und natürlich auch in Bern, wurden doch jeden Winter Skilager oder Wochenendaufenthalter aus diesen Gegenden
durchgeführt und auch die Ferienwohnungen waren stets gut besetzt. Mit der guten Beset-zung zeigten sich aber auch immer wieder Mängel,
die nach Möglichkeit jährlich aus dem Betriebsergebnis verbessert wurden.
So entstand im Jahre 1953 ein neuer Waschraum und ein Skiraum, besonders wegen den Schullagern; im Jahre 1955 wurde das Telefon
installiert, wobei unser Nachbar Dr. Berger sich an der Hälfte beteiligte; 1958 war zur Verhinderung des Pilzes eine Entwässerung im Keller
notwendig und die Wasserleitung wurde bis in den 1. Stock gezogen.
Es erwies sich je mehr als Nachteil, dass nur zwei Ferienwohnungen zur Verfügung standen, mussten doch zur Hauptferienzeit immer wieder
Interessenten abgewiesen werden. Im Jahre 1962 wurde in der Kommission dann wieder ernsthaft von einem weiteren Umbau ge-sprochen.
Die Handwerker arbeiteten neue Pläne aus, und es wurden dann folgende Arbei-ten ins Auge gefasst: Neue WC-Anlagen mit Spülung
(vom alten Hüsli drang doch allzu oft ein unangenehmer Geruch in den Aufenthaltsraum). Ein neues Zimmer und eine Küche im Parterre,
Vergrösserung des Aufenthaltsraumes, Kücheneinbau auf der Nordseite des 1. Stockes und Erstellen einer Kläranlage.
Der Kostenvoranschlag rechnete inkl. Möblierung der neuen Räume mit 18'000.- und dieser Betrag wurde vom Hauptverein auch freigegeben.
Unter der Leitung unserer Fachmänner Ernst Zimmerli und Ernst Greppi (dem „Hölzernen“ und dem „Steinigen“) begannen die
Vereinsmitglieder im Herbst 1963 wiederum mit den Fron-arbeiten und brachten bis zum Wintereinbruch das Haus wieder unter Dach.
Es kommt bei vielen Umbauten vor, dass der Bauherr und er Baumeister nicht einig sind und sich wegen Differenzen in die Haare geraten.
So wollen wir 10 Jahre später die Auseinander-setzung zwischen dem Vorstand des Hauptvereins und den Mitgliedern der Ski- und
Ferienheimkommission (besser zwischen den beiden Präsidenten und Mitarbeitern) betrachten. Es waren sehr viele Besprechungen und
schlussendlich eine ausserordentliche Hauptversamm-lung des Turnvereins nötig um die Demissionen verschiedener Mitglieder und den
Austritt unseres Ehrenmitgliedes Josef Steiner aus dem Verein, rückgängig zu machen. Im Juli 1964 wurden die Arbeiten im Gibeli dann mit
Volldampf wieder aufgenommen und zu einem guten Ende geführt.
Das Haus hat durch den Zimmeranbau im Norden und den Gibeleinbau architektonisch sehr viel gewonnen und die moderneren WC-Anlagen
inkl. Dusche leisten den Hüttenbesuchern und den vier Ferienwohnungen wertvolle Dienste.
Dieser Umbau kam bedeutend teurer zu stehen als der erste nach dem Erwerb der Liegen-schaft, und man kann daran ach die Geldentwertung
unserer lieben Schweizerfrankens feststellen. Die Kommission war sich nachher bewusst, dass man für einige Jahre wieder Ruhe einkehren
muss, und es brauchten auch nebst einigen Reparaturen keine weiteren Umbauten ausgeführt werden. Immerhin sei nicht unerwähnt, dass die
grosse Küche vor 2 Jahren einen leistungsfähigeren Kochherd und einen Dampfabzug erhielt und dass auch der Holzofen im Aufenthaltsraum
durch einen kleineren besseren Ofen ersetzt wurde. Im Laufe des Jahres 1974 konnte mit unserem Nachbarn ein Mietvertrag abgeschlossen
werden, der uns ein Stück Land für die Erstellung eines Parkplatzes an der alten Adelbodenstrasse zur Verfügung stellte. Nachdem die
Gemeinde Frutigen den bisherigen Wendeplatz als Park-platz absprach und andererseits keine Abstellfläche zur Verfügung stand, musste der
Verein handeln. Denn auch in dieser Beziehung haben sich die Zeiten geändert. In den ersten Jahren nahm man den Weg von Frutigen weg
unter die Füsse, dann benützte man den „Schmid-Jepp“ und nun wird mit dem eigenen Auto zum Gibeli gefahren. Mit den 10 Abstell-plätzen,
die nur für die Benutzer unseres Hauses reserviert sind, ist sicher der Bedarf für lange Zeit gedeckt.
Die Wasserversorgung
Gutes Trinkwasser in den Bergen sollte eigentlich kein Problem sein. Aber wie bei allen guten Sachen ist die Hauptsache, dass man sie hat
oder von demjenigen, der glücklicher Besitzer ist, günstig erhält. Beim Erwerb der Liegenschaft war im Grundbuch ein „Abwasserrecht“ zu
Lasten des Grundstückes Nr. X des Dr. Berger, Tierarzt in Frutigen, eingetragen. Herr Berger bezog das Wasser aus einer eigenen Quelle
unweit der Liegenschaft, leitete dieses in den Brunnentrog und aus diesem floss dann der Überschuss in einer kurzen Leitung zu unserem
Hause und von hier weiter zu Familie Kurzen. In den ersten Jahren hat dieses Wasser für uns genügt, sofern nicht die Kühe des Bauern in
ihrem Durst den Trog leerten. In diesem Fall musste mit dem Abwasch- oder Kaffeewasser gewartet werden, bis sich der Brunnentrog füllte und
der Wasserhahn in der Küche das köstliche Nass wieder spendete. Besonders bei den Skilagern genügte jedoch der Zufluss nicht und im
Jahre 1952 wurden erstmals Ver-handlungen mit Dr. Berger aufgenommen. Wir konnten gemeinsam mit ihm und den anderen
Bezugsberechtigten eine bessere Fassung der Quelle und verbesserte Zuleitung des Wassers vereinbaren. Für einige Zeit waren wir wieder
zufrieden.
Der Wunsch nach Wasser in der Küche des 1. Stockes erforderte einen stärkeren Wasser-druck. Die Kommission nahm deshalb
Verhandlungen mit der Wassergenossenschaft Portweiden auf. Gemeinsam mit unserem Nachbarn Kurzen erhoffte man, Wasser gemeinsam
einkaufen zu können. Es wurde ein Preis von Fr. 5'000.- zuzüglich Zuleitungs-Kosten ver-langt. Kurz vor dem Abschluss des Vertrages wurde
uns eröffnet, dass die Genossenschaft kein Wasser mehr verkaufen könne.
Im Jahre 1958 konnte mit Dr. Berger auf neuer Basis verhandelt werden. Er sah ebenfalls ein, dass wir unsere Wasserfrage mit einem
Reservoir lösen könnten. Er bewilligte uns die Erstel-lung eines solchen etwas oberhalb seines Hauses. Die Kosten dieses Reservoirs und
diejenigen der geänderten Zuleitung waren durch uns zu tragen. Das überschüssige Wasser floss wiederum in den Brunnentrog des Tierarztes.
Damit hatten wir genügend Druck und hofften, der Wassersorge los zu sein.
Im Winter 1964, der schneearm aber kalt war, gingen im ganzen Oberland die Wasserquel-len sehr stark zurück. Auch im Gibeli war es so und
dazu kam noch, dass das Wasser ver-seucht und zudem noch eingefroren war. Nachbar Kurzen, der inzwischen bei der oben erwähnten
Wassergenossenschaft anschliessen konnte, sprang in die Lücke und lieferte uns das nötige Quantum gratis und franko. Trotzdem mussten
Skilagern und teilweise Ferien-leuten abgesagt werden.
Glücklicherweise benötigte Dr. Berger für sein Bauernhaus und das obere Weidgemach ebenfalls mehr Wasser. Er liess deshalb mit dem
Landwirt Bütschi ein neues Projekt mit Was-serfassung einer Quelle nahe dem Elsigbach ausarbeiten. In zähen Verhandlungen mit Dr. Berger
konnten wir von ihm ein Wasserbezugsrecht von 5 Minuten Litern erwerben. In seiner Weide durfte ein neues Reservoir erstellt werden. Das
nicht benutzte Wasser floss wiederum in den bereits früher erwähnten Brunnentrog. Mit Fr. 9'000.- oder einem Viertel der Kosten hatten wir uns
an der neuen, fast 2 km langen Hauptleitung zu beteiligen.
Das Quellrecht und die notwendigen Durchleitungsrechte wurden in einem von Grundbuch-verwalter Klopfenstein in Frutigen ausgearbeiteten
Dienstbarkeitsvertrag festgehalten und im Grundbuch eingetragen. Nach Ablauf von 20 Jahren waren nun für unser Wasserrecht jährliche
Zinsen zu entrichten, die sich Index bezogen anzupassen hatten. Man hoffte natür-lich immer auf ein lediglich sanftes Ansteigen des Indexes.
Dies war natürlich zeitweilen ein Wunschtraum. Gerne gedenken wir den fortschrittlichen Nachbarn, die uns mit ihrer Zustim-mung die
Qualitäts- und Komfortansprüche unserer Gäste zu sichern vermochten.
Nebenbei sei noch bemerkt, dass viele bauliche Änderungen auch im Oberland auf das köstliche Wasser grossen Einfluss haben.
Wir bemerkten dies nach dem Bau des Berghauses Elsigenalp und dem neuen Gütersträsschen, als die Quelle bzw. der Zufluss des Wassers
sich verschlechterte. Sicher ist es hier richtig, dass Bundes- und Kantonsvorschriften strenge Kontrollen des Abwassers vorschreiben.
Andererseits sind wir aber auch froh, dass unsere Kläranlage damals noch als Sickergrube bewilligt worden ist.
Finanzen
Wie bereits zu lesen war, konnte der Turnverein im Ferienheim keine finanziellen Mittel inves-tieren. Wie konnte dann ein solcher Kauf und die
Umbauten verkraftet werden? Einen wertvollen Teil lieferten eine schöne Anzahl Vereinsmitglieder durch persönliche Arbeits-leistungen oder
durch Übernahme von Anteilscheinen. Am meisten Stunden benötigte sicher der erste Umbau; leider fand ich hier keine Zahlen. Für den
zweiten Ausbau und für die Wasserversorgung in den Jahren 1963 – 1965 waren rund 4240 Arbeitsstunden, die von 55 Vereinsmitgliedern an
Samstagen oder auch in Ferienzeiten geleistet worden sind. Wenn ich hier diese Leistungen unter den Finanzen aufführe, so deshalb, weil
ohne diese Gratisar-beiten das Haus nicht hätte finanziert werden können. Und zu diesen Einsätzen kommen noch alle Arbeitsleistungen in den
Zwischenjahren für Renovationsarbeiten. In runden Zahlen gerechnet, mussten für Kauf, Umbauten und Wasserversorgung in den letzten
25 Jahren Fr. 80'600.- ausbezahlt werden, an die wir aus Sporttotogeldern rund
Fr. 6'100.- wieder zurückerhielten. Durch Schuldbriefe auf der Liegenschaft, die bei der Ge-werbekasse Bern und bei Ehrenmitgliedern des
Vereins untergebracht werden konnten, ist ein grösserer Teil der Kosten finanziert worden. Beim ersten Umbau wurden zudem
200 Anteilscheine zu Fr. 50.- ausgegeben, die nach etwelcher Mühe alle gezeichnet wurden. Vorerst war vorgesehen, diese mit 2 % zu
verzinsen, was auf den einzelnen Geldgeber nicht sehr viel ausgemacht hätte. Es zeigte sich dann, dass hauptsächlich aus steuertechnischen
Gründen (es hätten Coupons- und Verrechnungssteuern abgeliefert werden müssen) nicht viel mehr als grosse Mehrarbeit für den Kassier
geblieben wäre, was zur Aufhebung des Zinsversprechens führte. Wenn wir heute zurückdenken, ist es ein Wunder, dass mit dieser Art
Fr. 10'000.- zusammengebracht wurden. Die zweite Ausgabe von Anteilscheinen im Jahre 1965 war nicht sehr von Erfolg gekrönt
(es geht ja heute auch dem Bund mit seinen 7 % verzinslichen Anleihen nicht besser). Seit 1967 werden nun jährlich aus der Betriebsrechnung
mindestens 10 Anteilscheine zur Rückzahlung ausgelost.
Hütten- und Ferientaxen
Der Turnverein hat das Ferienheim erworben, um seinen Mitgliedern und deren Familien preisgünstige Wochenendaufenthalte oder Ferien
bieten zu können. Aus diesem Grunde sind die Taxen immer so angesetzt worden, dass die Betriebsrechnung inkl. Der nötigen Abschreibungen
kostendeckend abschliesst. Die Taxen wurden auch abgestuft nach Mitgliedern der Berg- und Skiriege, des Turnvereins, Lehrlinge, Kindern und
Gästen und dass sie trotz der jährlichen Teuerung seit 1949 nur dreimal erhöht wurden, stellt sicher der Kommission ein gutes Zeugnis aus.
Die Ferientaxen für Mitglieder der Berg- und Skiriege stiegen von Fr. 1.40 auf 3.- und diejenigen für Gäste von Fr. 1.50 auf 4.-, wobei hier erst
noch die seit 1972 auch im Gibeli eingeführte Kurtaxe der Gemeinde Frutigen inbegriffen ist.
Ski- und Ferienheimkommission
Die Vorarbeiten für den Kauf eines Eigenheimes wurden seinerzeit vom Turnverein einer Kom-mission übertragen, die 11 Mitglieder zählte.
Nach dem Umbau des Hauses musste aber auch der Betrieb sichergestellt werden, denn eine schlechte Führung bringt das beste
Unternehmen zum verschwinden. Bei einer Statutenänderung wurde die Ski- und Ferienheimkom-mission „gesetzlich“ festgehalten und die
Kompetenzen geregelt. Der Kommission gehören seither an: 3 vom Turnverein gewählte Mitglieder und die Obmannschaft der Berg- und
Skiriege, wobei der Vorsitzende der letzteren gleichzeitig auch Präsident der Kommission ist. Man kann feststellen, dass sich diese Regelung
sehr gut bewährt hat und dass wir glück-licherweise in den Hauptchargen wenig Wechsel zu verzeichnen hatten. So amtierten in den letzten
25 Jahren als:
Obmann: Josef Steiner 1948 – 1967, Hansruedi Marti ab 1968
Kassier: Alfred Flückiger 1948 – 1956, Hermann Pulver 1957 – 1965, Hansruedi Schmid 1966 – 1969, Fritz Zaugg jun. Ab 1970
Beisitzer: Ernst Zimmerli als Baufachmann gehört seit dem ersten Umbau ebenfalls zur Kommission, die zudem auch in den Turnkameraden
Ernst Greppi, Alfred Flückiger, Hermann Pulver und seit Neujahr Viktor Kämpf wertvolle Mitarbeiter hatte.
Die vielen Frage die im Zusammenhang mit dem Ferienheim immer und immer wieder auf-tauchten, wurden in möglichst wenig Sitzungen aber
vermehrt in Arbeitstagen im Gibeli erledigt. Jedes Skilager aber auch jede Ferienfamilie schätzt es, wenn das Haus beim Bezug in sauberem
Zustand ist, dass es andererseits auch wichtig ist, dass vorwiegend bei den Lagern ein Kommissionsmitglied als Hüttenwart die Räume
abnimmt., das hat die Kommission mehrmals erfahren. Es ist nur zu hoffen, dass der Turnverein auch in Zukunft immer wieder ar-beitsfreudige
Mitglieder finden, die sich für unser Haus ehrenamtlich zur Verfügung stellen.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Berg- und Skiriege
Im gleichen Atemzug wie die Kommission muss man die Obmannschaft der Berg- und Ski-riege und deren Mitglieder erwähnen. Ohne diese
Untersektion des Turnvereins im Rücken, wäre ein Kauf und auch die Benützung des Gibeli nicht möglich gewesen. Es ist auch
selbstverständlich, dass sich die Berg- und Skiriege des Turnverein Lorraine-Breitenrain angeschlos-senen Mitglieder für den Bereich im
Gibeli mehr interessieren als Vereinsmitglieder, die am Skifahren wenig Freude haben oder denen die Höhenluft Beschwerden macht. In den
50er Jahren nahmen noch verschiedene Gruppen an den Skirennen des MTV und des ETV teil und dies mit schönen Erfolgen. In den Jahren,
an denen Mitglieder aber immer und immer wieder für Arbeiten im Gibeli eingesetzt wurden, ging die Beteiligung etwas zurück und auch die
Durchführung von Bergtouren im Sommer standen nicht mehr auf dem Jahresprogramm. Die heutige Obmannschaft hat nun jedoch das Ziel,
sich wiederum auf die sportliche Betäti-gung zu konzentrieren und hofft, damit auch wieder vermehrt junge Mitglieder werben zu können.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
25 Jahre Gibeli ist im Weltall betrachtet – eine kurze Zeitspanne und wenn wir an unser Leben denken, ist ein 25-jähriger Jüngling ausgereift
und in den besten Kräften. Immerhin müssen wir, das heisst diejenigen, die das Haus im Jahre 1949 kauften, doch feststellen, dass sich in der
Nähe des Hauses in diesem Vierteljahrhundert mehr änderte, als dies früher während fast einem Jahrhundert der Fall war. 19949 hatten nur
Geschäftsleute aus unseren Reihen ein Auto, und die vielen anderen fuhren mit der Bahn nach Frutigen um, wie bereits weiter vorne
beschrieben, ins Gibeli zu gelangen. Heute ist es dank der Autobahn so, dass unsere Gäste im eigenen Auto innert knapp einer Stunde von
Bern bis Elsigbach fahren, oder dass Ferienleute vom Gibeli nach Bern zum SCB-Match reisen und kurz nach Mitternacht wieder zurück sind.
Mindestens in den ersten 10 Jahren war ein Aufstieg auf die Elsigalp im Winter eine sportliche Leistung, die auch nur mit Hilfe von Steigfellen
bewältigt werden konnte. Die heutigen Ski-ausrüstungen würden eine solche Leistung zur Qual werden lassen! Die Gondelbahn im Elsigbach
transportiert nach einigem Warten alle Skifahrer in die Höhe, und auf der sonnigen Alp schleppt uns ein Skilift weiter, dafür wird dann aber auch
den ganzen Tag gefahren, und wenn früher der Rucksack war, dem das Mittagessen entnommen werden konnte, fehlt auch dieser heute.
Weshalb auch, das neue Restaurant auf der Alp, sorgt genügend für Verpflegung. Seit einigen Jahren ist auch das prachtvolle Skigebiet der
Metschalp (inkl. Paradiesli) durch einen Skilift erschlossen.
Viele Romantiker, die die Stille in diesen Gebieten immer und immer wieder rühmten, mögen den alten Zeiten nachtrauern. Aber aufzuhalten
ist diese Entwicklung nicht. Wer Stille sucht, der findet sie auf der Elsigenalp trotzdem noch. Es hat noch herrliche Hänge, die vom Lift nicht
berührt werden und wo bei prächtigem Pulverschnee noch Spuren gezogen werden können.
Andrerseits müssen wir auch zugeben, dass beim Fehlen dieser Bahnen und Lifte die Fre-quenz im Gibeli sicher nicht immer wieder
zugenommen hätte. Auch die Schulen benützen heute nicht mehr nur Häuser, die vom Skilärm entfernt sind. Wir stellen das Gibeli gerne
solchen Benützern zur Verfügung und zwar nicht nur wegen den Finanzen, die eingehen, sondern auch weil wir wissen, dass Schüler aus
der Stadt Erholung in den Bergen nötig haben. Verschiedene Wochen im Winter und besonders in den übrigen Jahreszeiten stehen
Ferienwohnungen unseren Mitgliedern zur Verfügung. An verschiedenen Wochenenden finden Ausflüge statt, und es freut uns, dass
hauptsächlich die Untersektionen des Vereins rege Benützer für solche Weekend sind. Es scheint sich auch zu bestätigen, dass Ferien in der
Stille, fern vom Strassengestank und Lärm wieder mehr gefragt sind und dass auch ein sparsames Denken sich auf Ferien auswirkt. Wir hoffen,
dass wir mit diesem Bericht unser Haus einzelnen Vereinsmitgliedern, bei denen es fast vergessen ist, wiederum in Erinnerung rufen.
Mit einem Dankeswort an alle diejenigen Mitglieder, die sich in den letzten Jahren für das Gibeli einsetzten oder als solches benützten, für das
wir es kauften, schliessen wir den Bericht der ersten 25 Jahre von 1949 – 1974.